Wachstum und höhere Löhne trotz Boykott

Die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) veröffentlicht am 27. Mai einen Bericht, in dem sie der Regierung der Unidad Popular wirtschaftliche und soziale Fortschritte bescheinigt. So sei das Bruttosozialprodukt (BSP) um 48,5 Prozent gewachsen. Zugleich erhielten die Chilen*innen höhere Löhne, die Arbeitslosigkeit sei gesunken und der Konsum gestiegen. Dem steht jedoch ein Rückgang der Investitionen und negative Zahlungsbilanz gegenüber.

Währenddessen in der Welt

In Moskau empfängt am 26. Mai der Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Leonid Brezhnev, US-Präsident Richard M. Nixon. Während des Besuchs unterzeichnen beide den sogenannten ABM-Vertrag, ein Abkommen zur Begrenzung antiballistischer Raketenabwehrsysteme. Der Vertrag blieb 30 Jahre lang in Kraft, bis die USA im Jahr 2002 von dem Vertrag zurücktrat.

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Konstruktiver Abriss kapitalistischer Grundfeste

Am 21. Mai übergibt Präsident Salvador Allende dem Kongress seinen zweiten Regierungsbericht. Darin bekräftigt er die Achtung der Verfassung und gibt bekannt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Jahr seiner Amtszeit um 8,5 Prozent gestiegen sei. Zudem verkündet Allende, dass „unsere historische Mission“ in einem konstruktiven Abriss bestehe, „in der Zerstörung der Grundpfeiler, die das kapitalistische Regime stützen, um die Grundlagen einer sozialistischen Ordnung zu schaffen.“

Währenddessen in der Welt

In der selben Woche explodieren in der Zentrale des Medienunternehmens Axel Springer im bundesdeutschen Hamburg drei Bomben. 17 Menschen werden verletzt. Zu dem Anschlag bekennt sich die linksextremistische Gruppe Rote Armee Fraktion (RAF). Sie wirft der „Springer-Presse“ mediale Hetze vor und macht den Konzern u.a. mitverantwortlich für den Tod des Studenten Benno Ohnesorg während einer Demonstration gegen den iranischen Schah in Berlin 1967 und für den Angriff auf den studentischen Wortführer Rudi Dutschke 1968.

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Verstaatlichte Kommunikation und soziale Konflikte

Am 12. Mai verstaatlicht Präsident Salvador Allende alle chilenischen Vermögenswerte des US-Unternehmens International Telephone & Telegraph (ITT), das seit Wochen in der Kritik steht, an Umsturzplänen gegen die Regierung beteiligt gewesen zu sein. Am gleichen Tag kommt es in der Stadt Concepción zu schweren Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Studierenden. Beim Einsatz der Bereitschaftspolizei stirbt ein Anhänger der MIR (Bewegung der Revolutionären Linken). Die Opposition gibt dem Innenminister die Schuld.

Währenddessen in der Welt

Zwei Tage später wird in die chilenische Botschaft in Washington, USA eingebrochen. Bei der nächtlichen Aktion entwenden Unbekannte offizielle Dokumente. Einen guten Monat später wiederholt sich eine ähnliche Aktion: diesmal sind es Agenten der Nixon-Regierung, die im Watergate-Gebäude Papiere stehlen. Die Parallelen führen später zu Mutmaßungen über das Mitwirken eines US-Geheimdienst beim Einbruch in die diplomatische Vertretung Chiles.

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Eine Million Bücher für die Bevölkerung

Der staatlich Verlag Quimantú feiert den Verkauf seines Millionsten Buches. Die im Februar 1971 aus der Konkursmasse des Verlagshauses Zig-Zag entstandene Quimantú setzt seit seiner Gründung auf ein günstiges Angebot literarischer Klassiker und neuer Zeitschriften.

Währenddessen in der Welt

In der gleichen Woche nehmen die USA ihre Bombardements in Nordvietnam wieder auf – eine Reaktion auf die Ende April gestartete „Osteroffensive“ der sozialistischen Befreiungsbewegung Vietnams.

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Sozialistische Christen und oppositioneller Rektor

Vom 23. bis zum 30. April findet in der Zentrale der Textilarbeitergewerkschaft Hirmas, das erste lateinamerikanische Treffen der Christen für den Sozialismus statt. Mehr als 400 nationale und internationale Delegierte nehmen teil. In der gleichen Woche gewinnt der Christdemokrat Edgardo Boeninger die Wiederwahl zum Rektor der Universität Chile. Allen studentischen Protesten zum Trotz, erhält Boeninger die Mehrheit der Stimmen; vor allem viele Professor*innen stimmen für ihn.

Währenddessen in der Welt

Am 29. April kommt es im afrikanischen Burundi zu einem Putschversuch, unterstützt von der Bevölkerungsgruppe der Hutu. Präsident Michel Micombero ruft den Ausnahmezustand aus und löst die Regierung auf. Nach wenigen Tagen wird die Rebellion niedergeschlagen, doch der Vernichtungskrieg der Armee gegen die Bevölkerung wird fortgesetzt und fordert in den kommenden Monaten mehr als 200.000 Opfer.

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Allende kündigt Verstaatlichung der ITT an

Am 20. April angesichts des Skandals um die politischen Machenschaften des Kommunikationskonzerns ITT, schlägt Präsident Salvador Allende die Verstaatlichung von dessen Produktionsmitteln in Chile vor. Die ITT hält zu diesem Zeitpunkt 70 Prozent des nationalen Anbieters Compañía de Teléfonos de Chile (CTC).

Währenddessen in der Welt

In der gleichen Woche töten im uruguayischen Montevideo Verbände aus Militärs und Polizei (Fuerzas Conjuntas) acht unbewaffnete kommunistische Arbeiter. Der Anschlag findet in der Parteizentrale der uruguayischen Kommunistischen Partei (PCU) statt und wird rückblickend oft als Vorzeichen des Militärputschs von 1973 gesehen.

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Eröffnung der UNCTAD III-Konferenz

Am 13. April eröffnet Präsident Salvador Allende die Versammlung der Dritten UN-Weltkonferenz für Handel und Entwicklung in der Dritten Welt (UNCTAD III). Das mehr als 20.000 Quadratmeter große Gebäude, in dem das Treffen stattfindet, wurde unter Beteiligung Tausender Freiwilliger unter Leitung des Architekten Miguel Lawner, in weniger als einem Jahr errichtet. Nach Ende der UNCTAD III würde der Gebäudekomplex als Metropolitanes Kulturzentrum Gabriela Mistral der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Währenddessen in der Welt

In der gleichen Woche reist der chilenische Dichter Pablo Neruda nach New York, um anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Autor*innenverbands PEN-Club als Festredner zu sprechen. Der Nobelpreisträger nutzt die Gelegenheit, um die laufenden Verhandlungen chilenischer Auslandsschulden im Pariser Club zu thematisieren und wirbt dafür, den „chilenischen Revolutionsprozess“ anzuerkennen: „Da unser Weg von uns gewählt wurde, sind wir entschlossen, ihn bis zum Ende zu gehen“.

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Versorgungskommissionen gegen Knappheit

Am 4. April gibt die Regierung den Versorgungskommissionen der JAP (Juntas de Abastecimiento y Precios) einen eigenen Rechtsstatus. Damit soll die Arbeit dieser schnell wachsenden, territorialen Basisorganisationen gestärkt werden. Den JAP ist es seit ihrer Gründung im November 1971 gelungen, die Lebensmittelverteilung im Land sicherzustellen und den Handel auf Schwarzmärkten einzudämmen. Die Opposition kritisiert dennoch die Legalisierung der JAP.

Währenddessen in der Welt

Die nordvietnamesische Armee und die Nationale Front für die Befreiung Südvietnams starten am 30. März ihre „Osteroffensive“. Ziel ist es, die südvietnamesischen Truppen zu schwächen und zu demoralisieren. Doch aufgrund strategischer Mängel und gegnerischer Unterstützung der US-Navy sollte die Operation bereits Ende April scheitern.

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Regierung vereitelt Militärputsch

Der Nationale Sicherheitsrat informiert am 28. März die Pläne eines rechten Militärputschs vereitelt zu haben. Der mutmaßliche Anführer der Verschwörung, der pensionierte Major Arturo Marshall, setzt sich nach Bolivien ab. Einen Tag später verhaftet die Polizei den ehemaligen Kapitän Julio Sarria wegen Aufruhrs.

Währenddessen in der Welt

Nachdem das Telekommunikationsunternehmen ITT anfänglich seine politische Einmischung in Chile dementiert, bestätigt die Firmenleitung am am 31. März die Echtheit der belastenden Dokumente. Ausgelöst hatte den Skandal neun Tage zuvor der Journalist Jack Anderson, als er einen Plan von ITT und dem US-Geheimdienst CIA zum Sturz des chilenischen Präsidenten Salvador Allende öffentlich machte.

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Mehr Land in Campesin@-Hände

In der Region Chillán legen am 25 März die Landarbeiter*innen regierungsnaher Gewerkschaften auf einhundert Gütern (fundos) von Großgrundbesitzer*innen die Arbeit nieder. Kurz darauf kündigt Agrarminister Jacques Chonchol die Enteignung von 144 Ländereien in der Gegend an.

Währenddessen in der Welt

Der US-Journalist Jack Anderson sorgt am 22. März mit einem Artikel in der Washington Post weltweit für Aufsehen. Unter dem Titel „ITT versprach Millionen um Allende aufzuhalten“ liefert Anderson erstmals Beweise für die politischer Einflussnahme des mächtigen Telekommunikationskonzerns ITT (International Telephone & Telegraph) in Chile. Der Journalist hatte Zugang zu einem 82 Seiten starken Dossier, in dem gemeinsame Umsturzpläne des US-Geheimdienstes CIA und der ITT seit Ende der 1960er Jahre dokumentiert sind.

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Opposition warnt vor knappen Lebensmitteln und Inflation

Am 11. März erklärt die Nationale Landwirtschaftsgesellschaft (SNA), die Chiles Großgrundbesitzer vertritt, dass das Land 40 Prozent des Weizenverbrauchs durch Importe decken müsse. Die Situation auf dem Land sei katastrophal, die Erzeuger in einer instabilen Situation, „angesichts der Bedrohungen und illegalen Besetzungen der CORA [staatliches Unternehmen der Agrarreform, Anm. Red.], die einen dauerhaften Verstoß gegen Personen und Gesetze darstellen“. Die Regierung geht nicht direkt auf die Kritik ein, bestätigt jedoch, dass Chile mit einer Inflation zu kämpfen habe.

Währenddessen in der Welt

Am 14. März wird Francis Ford Coppolas Film „Der Pate“ im US-amerikanischen New York uraufgeführt. Marlon Brando sollte für seine Rolle als Don Vito Corleone im kommenden Jahr den Oscar als bester Hauptdarsteller gewinnen. Brando würde den Preis jedoch ablehnen, um seine Kritik an der erniedrigenden Behandlung der US-Ureinwohner durch die Filmindustrie zum Ausdruck zu bringen.

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Der Kampf ums Kupfer geht weiter

Die staatliche Kupferkooperative (CODELCO) beschlagnahmt am 8. März alle Vermögenswerte des US-amerikanischen Bergbauunternehmens Anaconda Copper Company – inklusive aller Tochtergesellschaften – in Chile. Im Gegenzug veranlassen US-Gerichte die Beschlagnahmung aller Lagerstädten von CODELCO in den USA.

Währenddessen in der Welt

In Spanien eröffnete die Polizei des Franco-Regimes (1939-1977) am 10. März das Feuer gegen protestierende Gewerkschafter*innen in den Werften der Staatsunternehmens Bazán in Ferrol, Galizien. Zwei Arbeiter werden getötet und fünfzig verletzt. Dem Ereignis wird bis heute als dem „Tag der galizischen Arbeiterklasse“ gedacht.

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Opposition ruft zu Aktionen auf

Auf der Arroyo-Farm, in der Nähe der Stadt Linares, versammeln sich am 4. März 33 Vertreter*innen verschiedener Parteien und Oppositionsgruppen. In einer gemeinsamen Erklärung warnen sie, dass „unsere Freiheit, unsere Demokratie und unsere Menschenrechte ernsthaft bedroht sind“, weshalb es keinen Platz für Feigheit oder Entmutigung gäbe. “Es ist an der Zeit zu handeln.” Unter den Anwesenden sind u.a. der Minister des Obersten Gerichtshofs, der Präsident des Senats, Patricio Aylwin (DC) sowie Vertreter*innen der Nationalen Partei (PN), der rechten paramilitärischen Organisation Patria y Libertad, des Opus Dei und der Rektor der Universität von Chile (UC), Edgardo Boeninger.

Währenddessen in der Welt

In Uruguay übernimmt in der gleichen Woche Juan María Bordaberry die Präsidentschaft des Landes. Es ist eine Zeit politischer Spannungen, hervorgerufen vom Konflikt zwischen linken Kräften – vor allem der Nationalen Befreiungsbewegung Tupamaros – und rechtsextremen Gruppen wie den Todesschwadronen (Escuadrón de la muerte) sowie der Jugendorganisation Juventud Uruguaya de Pie.

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Keine Flüge mehr von Chile in die USA

Am 23. Februar verhängt ein US-Bundesgericht im Bezirk New York ein Handelsembargos gegen chilenische Staatsunternehmen und blockiert ihre Konten. Daraufhin setzt die staatliche Fluggesellschaft LAN Chile alle Flüge in die USA bis auf weiteres aus.

Währenddessen in der Welt

Im anhaltenden Konflikt zwischen der UdSSR und China kommt es am 22. Februar zu einem neuen Eklat: Die chinesische Führung um Mao Tse Tung empfängt in Peking den Präsidenten der USA, Richard M. Nixon. Es ist der Beginn einer neuen Ära in der Beziehung beider Länder, die sich auch auf den weiteren Verlauf des Kalten Krieges auswirkt.

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Miriam Makeba grüßt Allende

Zum Abschluss des Internationalen Songfestivals in Viña de Mar begrüßt die beliebte südafrikanische Sängerin Miriam Makeba das Publikum mit den Worten: “Grüße an Präsident Allende! Lang lebe die chilenische Revolution!” Viele, die die Übertragung im Fernsehen mitverfolgen jubeln. Das eher konservative Festivalpublikum pfeift Makeba während des gesamt Konzerts aus.

In der gleichen Woche teilt die Industrie- und Handelsdirektion der Regierung (DIRINCO) mit, dass seit Dezember 1970 39 strategische Unternehmen in den Bereichen Textil, Fischerei, Bauwesen, Verkehr usw. vom Staat kontrolliert werden.

Währenddessen in der Welt

Ein bereits in der Vorwoche ausgebrochener Streik im spanischen Michellin-Werk von Victoria in der Provinz Alava erhält immer mehr Zulauf. Die Proteste von 3.500 Arbeiter*innen und mehreren tausend sympathisierenden Bürger*innen bringen das Regime von Diktator Francisco Franco in Bedrängnis.

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Der Arrayán-Bericht

Das Politische Komitee der Unidad Popular übergibt am 9. Februar der chilenischen Presse den Arrayán-Bericht, eine umfassende Analyse zur Lage der Nation. Darin erwähnt die UP auch bestehende Spannungen mit der christdemokratischen Partei (DC) und der Bewegung der revolutionären Linken (MIR). Der Bericht endet mit einem Aufruf zur Mobilisierung der Massen und zur Umsetzung des Regierungsprogramms.

Währenddessen in der Welt

In derselben Woche entfesselte der Tunesische Studierendenverband (UGET) einen Aufstand zur Verteidigung der universitären Unabhängigkeit gegenüber der regierenden Einheitspartei, der Sozialistischen Destur-Partei. Der tunesische Präsident Habib Bourguiba geht gewaltsam gegen die Proteste vor und lässt die Juristische Fakultät von der Polizei stürmen. Über 1000 Personen werden verhaftet, es gibt zahlreiche Verletzte.

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Kalter Handelskrieg

Am 4. Februar beauftragt der Kupferkonzern Braden Coper Co. ein US-Gericht Vermögenswerte des chilenischen Staates in New York einzufrieren. Doch Chile bleibt vorerst „flüssig”: in der selben Woche gibt Außenminister Clodomiro Almeyda bekannt, dass China und die UdSSR seinem Land Kredite von mehr als 100 Millionen US-Dollar genehmigt haben.

Währenddessen in der Welt

In der gleichen Woche finden zwei Krabbenfischer auf der Pazifikinsel Guam Shoichi Yokoi, den letzten noch aktiven Kämpfer des Zweiten Weltkriegs. Sergeant Yokoi hatte sich hier seit 1944 versteckt gehalten und blieb kampfbereit, ohne zu wissen, dass der Krieg seit über 28 Jahren vorbei war.

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Frische Fische für die Chile

In der letzten Januarwoche nimmt der chilenische Präsident Salvador Allende im Hafen von San Antonio drei sowjetische Fischereischiffe in Empfang. Die geliehenen Schiffe sollen helfen, die jährliche Fischproduktion zu verdoppeln. Parallel dazu wird ein Plan in Kraft gesetzt, den Fang über das ganze Land zu verteilen.

Währenddessen in der Welt

In der selben Woche schießt die Britische Armee auf eine unbewaffnete Demonstration irischer Nationalisten. Die Versammelten fordern die Einhaltung ziviler Rechte in dem von ihnen als unabhängig erklärten Territorium Derry. Bei den Auseinandersetzungen sterben 14 Menschen. Der Tag geht als „Blutiger Sonntag“ (Bloody Sunday) in die Geschichte ein.

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UP verliert Innenminister und Nachwahlen in Südchile

Im schwelenden Konflikt um die Absetzung von Innenminister José Tohá erfährt die Regierung eine Niederlage: Der Senat bestätigt mit 25 Ja-Stimmen gegen 22 Nein-Stimmen die Verfassungsbeschwerde der Abgeordnetenkammer gegen Tohá. Präsident Salvador Allende bildet daraufhin sein Kabinett um: Tohá wird Verteidigungsminister und Hernán del Canto übernimmt das Innenministerium. In der gleichen Woche verlieren die Kandidaten der Unidad Popular in drei Provinzen im Süden des Landes bei außerordentlichen Wahlen um Sitze im Abgeordnetenhaus.

Währenddessen in der Welt

Der Präsident der USA, Richard M. Nixon kündigt am 18. Januar eine „harte Linie“ gegen alle Länder an, die US-Unternehmen ohne „schnelle, effektive und angemessene Entschädigung“ enteignen. Viele deuten das Vergehen Nixons als Versuch, der chilenischen Regierung eine Neuverhandlung ihrer Auslandsschulden im Pariser Club zu erschweren. Der Paris Club ist ein informelles Gremium staatlicher Gläubiger, dass zusammentritt, wenn Umschuldungen oder Schuldenerlasse verhandelt werden sollen.

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UP gewinnt studentische Wahlen und verstaatlicht weiter

An der Universität von Concepción (UdeC) gewinnt die Liste der Unidad Popular (UP) bei den Wahlen der Studierendenvertretung. Die UP löst damit die Bewegung der Revolutionären Linken (MIR) als bisher stärkste studentische Kraft ab. Die MIR hatte seit 1967 tiefgreifende Reformen an der Universität eingeleitet. Aus damaligen Sprechern wie Miguel Enríquez und Bautista van Schouven waren längst landesweit bekannte politische Akteure geworden.

In der gleichen Woche kündigt Präsident Salvador Allende an, 91 strategische Unternehmen zu verstaatlichen.

Währenddessen in der Welt

Mujibur Rahman wird zum ersten Regierungschef des neuen unabhängigen Staates Bangladesch ernannt.

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Verfassungsbeschwerde trübt Geburtstagsfeier

Am 6. Januar nimmt die chilenische Abgeordnetenkammer mit 90 zu 59 Stimmen die Verfassungsbeschwerde der christdemokratischen Fraktion gegen Innenminister José Tohá an, dem sie vorwirft, bewaffnete Gruppen im Land nicht entschieden genug zu bekämpfen. In der gleichen Woche feiert die Kommunistische Partei Chiles (CP) ihr 50-jähriges Bestehen im Theater Caupolicán in Santiago. Mehr als 200 Künstler*innen nehmen an der kulturellen Machtdemonstration teil. Wolodia Teiteilboim spricht im Namen des CP. Er verurteilt die imperialistischen Interventionspläne gegen Chile und fordert die Einheit aller linken Kräfte.

Währenddessen in der Welt

Am 5. Januar zünden die USA auf einem Testgelände im Bundesstaat Nevada die Atombombe Mescalero. Der 120 Meter unter der Erde detonierte, fast 20 Kilotonnen schwere Sprengkopf ist die 753. von insgesamt 1.132 Bomben, die die Vereinigten Staaten bis 1992 testen werden.

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